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6 May

Blockchain im Dienste des Luxus

Mit dem Ziel, einen neuen Branchenstandard für die Luxusindustrie zu setzen, haben sich namhafte Marken zu einer Allianz verbandelt. Die Blockchain-agnostischen Lösungen des Aura Blockchain Consortium schaffen nicht nur eine intensive Kundenerfahrung, sondern sichern mithilfe der Blockchain-Technologie auch die Authentizität von Luxusgütern und schaffen so einen wahren Mehrwert für Marken und dessen Produkte. Im exklusiven Interview mit Romain Carrere, dem Visionär hinter dem Aura Blockchain Consortium, entdecken wir, wohin neueste Technologien die Luxusindustrie führen können.

Autorin_Swenja Willms
Bilder_Aura Blockchain Consortium

PRESTIGE: Herr Carrere, können Sie uns die Gründungsgeschichte des Aura Blockchain Consortium und die Motivation hinter der Schaffung dieser Organisation erzählen, insbesondere im Hinblick auf die Beteiligung namhafter Luxusmarken wie LVMH, Mercedes-Benz, OTB, Prada Group und Cartier?
ROMAIN CARRERE:Stellen Sie sich eine Luxusmarke vor, die an einer neuen Technologie arbeitet. Wäre es nicht schön, wenn andere Marken helfen könnten, den Wettbewerb zu unterstützen, und sich für das grosse Ganze vereinen? Das ist es, worum es bei Aura geht. Ursprünglich wurde die Idee von LVMH initiiert. Schnell erkannte der Konzern aber, dass es notwendig ist, mit anderen Branchenakteuren zusammenzuarbeiten und das Gemeinwohl zu fördern. Die Gründungsmitglieder – LVMH, Mercedes-Benz, OTB, Prada Group und Cartier als Teil von Richemont – haben somit ihre Kräfte gebündelt, um einen neuen Branchenstandard und eine intensive Kundenerfahrung zu schaffen. Aura ist die erste und einzige Konstruktion, die vom Luxus für den Luxus geschaffen wurde. Heute sind wir Branchenführer in der Luxusgüterindustrie – mit über 40 Marken, die unsere Lösungen nutzen, und mit über 25 Millionen Produkten, die auf der Blockchain verzeichnet sind. Daher betrachten wir Marken nicht als Werkzeuge, sondern als Mitglieder, und das macht den Unterschied.

Inwiefern haben sich die Blockchain-agnostischen Lösungen des Konsortiums als vorteilhaft für die Luxusbranche erwiesen?
Marken, die dem Konsortium beitreten, erhalten Zugang zu den Technologien, die vom Luxus für den Luxus entwickelt wurden. Marken profitieren enorm von dieser Expertise. Wir können je nach Bedarf individuelle Anwendungsfälle entwickeln und den Marken entsprechende Lösungen anbieten. Zudem setzen wir die Implementierungen nach den neusten gesetzlichen Vorschriften um. All dies bringt nicht nur auf der technologischen Seite, sondern auch in Bezug auf das Gesamt-Know-how in der Luxusindustrie den richtigen Mehrwert.

Trägt Aura auch zur Sicherung und Verbesserung des Markenimages und der Luxusindustrie bei?
Die Luxusindustrie muss gegen Produktpiraterie kämpfen. Eine unserer Lösungen trägt dazu bei, mehr Vertrauen für den Endkunden zu schaffen, damit er sein Produkt authentifizieren kann. Sobald Sie das Eigentum zertifizieren können, ist es möglich, es auf sicherere Weise durch den Eigentumsübertrag zu verkaufen oder zu verschenken.

Die verifizierbare Produktionskette der Prada «Eternal Gold»-Kollektion aus recycelten Materialien wurde auf der Plattform des Aura Blockchain Consortium protokolliert und kann von den Kund*innen eingesehen werden.

Welche verschiedenen Lösungen bieten Sie den Luxuskonzernen und den Kunden?
Wir haben zwei Arten von Lösungen. Die erste ist der digitale Produkt-Pass, den wir DPP nennen. Es handelt sich um eine digitale Aufzeichnung von Informationen vom Ursprung bis zur Endnutzung. Die zweite Lösung sind digitale Sammlerstücke, zum Beispiel NFTs (Non-Fungible Tokens).

Kern ihrer Lösungen ist der digitale Produkt-Pass. Weshalb ist so ein Produkt als Konsument notwendig?
Meine Vision des DPP kann in drei Teile segmentiert werden. Der erste Teil ist das Storytelling. Die Marke präsentiert und illustriert ihre Produkte auf eine einzigartige Weise. Dies schafft eine Verbindung zwischen dem Produkt und dem Kunden, noch bevor ein Kauf überhaupt entsteht. Wenn Sie sich zum Beispiel in einem Einzelhandelsgeschäft befinden, können Sie das Produkt scannen und alle Informationen dazu – von der Wertschöpfungskette über Materialien bis zur Produktion – digital erhalten. Der zweite Teil betrifft die Regulierung. Ein auf Blockchain basierter DPP bietet vertrauenswürdigere Informationen, da er unveränderlich ist und den zukünftigen EU-Vorschriften entsprechen wird, sobald diese erlassen werden. Die Kundin oder der Kunde kann eindeutig nachweisen, dass sie oder er die Eigentümerin oder der Eigentümer ist. Ausserdem kann der Besitz auf sichere Weise übertragen werden. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist die Prada-«Eternal Gold»-Kollektion, bei der jedes Schmuckstück mit einer Karte verknüpft ist, die einen eingebetteten NFC-Chip hat. Im Falle eines Verlusts des Schmuckstücks ist mit der Karte zu beweisen, dass man der Eigentümer des einzelnen Schmuckstücks ist. Und der dritte Vorteil des DPP ist, dass wir ein umfassendes Know-how bieten. Wir versorgen Marken mit den digitalen Lösungen für Web-3-Dienstleistungen, zum Beispiel mit Garantien, Treueprämien, Verlust- und Diebstahlschutz sowie dem Schenken von NFTs.

Wie konkret schafft das Aura Blockchain Consortium einen Mehrwert durch NFTs?
NFTs haben einen regelrechten Hype ausgelöst, basierten aber hauptsächlich auf Spekulationen und boten keinen besonderen Nutzen. Aura schafft NFTs mit einem tatsächlichen Wert. Die Kunden können beispielsweise beim Kauf eines Produkts ein NFT als Geschenk erhalten. Dies wird als ein digitaler Zwilling bezeichnet, weil das NFT zwangsläufig mit dem Produkt verbunden ist. Ein weiteres Beispiel für ein NFT mit konkretem Nutzen ist eine Garantie. In diesem Fall wäre eine Versicherung in das NFT eingebettet, welches gleichzeitig auch mit Treueprämien verbunden sein könnte. Das NFT könnte auch Endfunktionen wie einen direkten Link zum Kunden haben, der die Kommunikation verbessert und ein Gemeinschaftsgefühl schafft. Der Zugang zu besonderen Veranstaltungen, speziellen Abendessen und Produkten schafft eine exklusive Gemeinschaft. Es ist wie ein exklusiver Club, bei dem die Mitgliedschaft nicht übertragbar ist und der nur dem Besitzer gehört. Menschen kaufen solche NFTs nicht aus spekulativen Gründen, sondern für den tatsächlichen Nutzen, den sie daraus ziehen können.

Gibt es besondere Kundengruppen, die Sie mit ihren Lösungen ansprechen möchten? Gerade die jüngere Käuferschaft ist bezüglich solch neuer Technologien aufgeschlossen. Wie sieht es bei der älteren aus?
Wir richten uns an verschiedene Zielgruppen, abhängig von der Strategie unserer Kunden und Marken und je nachdem, ob es sich um einen steuerlichen oder werblichen Ansatz handelt. Zum Beispiel haben wir einen Use Case mit Dior für den «B33» Sneaker. Der Kunde kauft den Schuh, scannt ihn und erhält alle Informationen sowie den digitalen Zwilling. Je nachdem, ob der Kunde ein Web-3-Wallet verwendet oder nicht, gibt es unterschiedliche Formen von Kundenreisen und -erfahrungen. Einerseits erhält man den digitalen Ausdruck beispielsweise in der Apple Wallet. Darin sind Informationen enthalten, die auf der Blockchain registriert werden. Wenn der Kunde jedoch Web 3 bevorzugt, kann das NFT beispielsweise über MetaMask heruntergeladen werden.

Sehen Sie dabei keine Barrieren für technisch nicht so versierte Kundengruppen?
Unser Ziel ist es, Blockchain weniger sichtbar zu machen, aber dennoch ihre Wertigkeit für die Kunden zu bewahren. Wir implementieren Blockchain-Lösungen, machen sie aber für den Benutzer einfach und nahtlos. Der Benutzer muss nicht einmal wissen, dass es sich um Blockchain handelt, aber er kann den digitalen Ausdruck mit dem NFT sammeln, ohne die Schwierigkeiten und Barrieren zu sehen, die Blockchain mit sich bringen kann.

Wird auch bereits künstliche Intelligenz in Ihren Lösungen eingesetzt?
Es gibt bereits Beispiele, die die Verbindung von Produkten durch NFC-Chips, QR-Codes und KI-Technologie veranschaulichen. Die KI-Technologie ermöglicht es beispielsweise, Produkte anhand von hochauflösenden Bildern zu erkennen und spezifische Details zu identifizieren. So kann der Verkauf von gefälschten Artikeln verhindert werden.

Welche zukünftigen Entwicklungen und Innovationen plant das Aura Blockchain Consortium?
Ab 2026 treten die neuen EU-Regulierungen in Kraft. Unabhängig davon, ob eine Marke in der EU ansässig ist oder nicht, muss sie die neuen Vorschriften einhalten, wenn sie Produkte in der EU verkauft. Folglich werden wir unsere Plattform an die neusten Regulierungen anpassen. Unser Framework soll den Marken helfen, sich auf die Einhaltung dieser Vorschriften vorzubereiten, und das erklärt auch den grossen Zuspruch von Marken, die sich an uns wenden, um DPPs zu entwickeln. Zudem möchten wir unsere verschiedenen Web-3-Dienstleistungen ausbauen. Dies ist besonders relevant, da Blockchain immer noch eine relativ neue Technologie ist. Wir entwickeln für Aura stets neue, zusätzliche Funktionen für DPPs je nach Strategie der Marke. Die Flexibilität, verschiedene Ansätze für verschiedene Marken umzusetzen, ist sicherlich eine unserer grossen Stärken.